FRESKO e.V.

Verein für Bildungs- und Kulturarbeit

FRESKO im Fokus: Unsere Lehrenden in den Berufssprachkursen

Wir führen unsere Reihe „FRESKO im Fokus“ mit der Vorstellung von drei Mitarbeiterinnen fort – Marina Bobak, Maia Oschmann und Sabrina Schitthof – die im Bereich Berufsbezogenes Deutsch als Zweitsprache und spezifisch in den Berufssprachkursen gemäß § 45 a AufenthG (auch DeuFöV-Kurse genannt) und in verschiedenen anderen Projekten bei FRESKO e.V. tätig sind.

In der Reihe „FRESKO im Fokus“ kommen Menschen zu Wort, die – jeder auf eine besondere, individuelle Art – mit FRESKO e.V. und dessen Projekten verbunden sind. Lesen Sie hier, welche Berufswege unsere Lehrenden in den Berufssprachkursen beschritten haben und was für sie das Besondere an der Arbeit bei FRESKO e.V. ist.

Redaktion: Wie seid ihr zu eurem Beruf gekommen und in welchen Bereichen habt ihr gearbeitet, bevor ihr zu FRESKO e.V. kamt? Welche Erfahrungen habt ihr da so gemacht? Und: Funktioniert FRESKO e.V. im Prinzip wie jeder andere Träger für Deutschfördermaßnahmen in der Erwachsenenbildung oder gibt es vielleicht etwas, das uns auszeichnet?

Marina Bobak: Ich habe an der Pädagogischen Universität in einer Großstadt im fernen Osten Russlands studiert, an der Grenze zu China. Und zwar direkt Deutsch als Fremdsprache, also DaF – aber für die Schulbildung. Nach dem Studium hatte ich dann die Möglichkeit, an der Uni zu bleiben, am Lehrstuhl für Deutsch als Zweitsprache, und dort habe ich dann selbst die Studenten unterrichtet. Da war ich gerade frisch fertig geworden mit dem Studium und es war nicht immer leicht, den Abstand zwischen mir und den Studenten zu schaffen. Ich war ja jetzt die Expertin, die Studenten, die nur wenige Jahre jünger waren als ich – einige sogar älter – waren die Lernenden. Respekt ist ja die eine Sache, aber die Anerkennung für die eigene Fachlichkeit zu erreichen, wenn man selbst keinen so großen Abstand hat zu der Person, die man unterrichtet, das ist schon eine große Herausforderung gewesen. Als ich dann bei FRESKO e.V. angefangen habe, hatte ich eine neue Herausforderung, nämlich dass es eine große Heterogenität geben kann zwischen den einzelnen Lernern einer Gruppe hinsichtlich des Lernstands und der Auffassungsgabe, aber auch der kulturell unterschiedlichen Herangehensweise an das Deutschlernen. In Russland hatte ich ja nur Russen unterrichtet und konnte bspw. auch die Muttersprache mit hinzunehmen, um das eine oder andere zu erklären. Generell ist es so, dass jede Gruppe, jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer einfach speziell ist. Bei unseren langen Kurslaufzeiten kommen die Teilnehmenden oft auch mit persönlichen Problemen in den Unterricht bzw. spielt ihr Leben außerhalb des Sprachkurses quasi in den Kurs mit hinein. Das geht mir als Lehrerin auch menschlich nahe und ich versuche das zu verstehen, manchmal muss ich den Unterricht dann auch anders gestalten als geplant, ich muss sehr flexibel sein. Diese Flexibilität hat natürlich ihre Grenzen und ich gehe auch oft den anderen Weg und grenze mich ab, denn ich habe ja ein bestimmtes Ziel mit dem Kurs und ich arbeite auf dieses Ziel hin.

Sabrina Schitthof: Ich habe im Master „Deutsch als Fremdsprache / Deutsch als Zweitsprache“ an der Uni Mainz studiert. Meine erste Berufserfahrung war dann zunächst mit Jugendlichen, auch während meines Studiums hatte ich schon Erfahrung mit jungen Leuten gesammelt durch DaZ-Unterricht an der Berufsbildenden Schule. Integrationskurse, Alphabetisierungs- und Orientierungskurse habe ich auch viel gemacht, parallel zu den Sachen an der Berufsschule. Später habe ich mich dann bei FRESKO e.V. beworben und habe am Anfang im Projekt „Sprache und Arbeit für Flüchtlinge (SAF)“ und in den Berufssprachkursen nach der Deutschsprachförderung (DeuFöV) gearbeitet. Ich habe FRESKO so in der Erwachsenenbildung kennen gelernt, und finde das sehr positiv, dass zwischen den Lehrkräften Abstimmungen nicht zwischen Tür und Angel passieren, sondern ein geschützter Raum existiert, in dem man sich auch einmal eingehender austauschen kann. Das hatte ich so vorher nicht, das ist mir hier gleich aufgefallen.

Maia Oschmann: Ich habe zuerst bei einem großen Kursträger in Frankfurt im Programm Berufsbezogene Sprachförderung unterrichtet. Dieses Programm wurde ja im Jahr 2016 von den Berufssprachkursen gemäß § 45 a Aufenthaltsgesetz abgelöst, in denen ich hier bei FRESKO e.V. seit der ersten Stunde zunächst unterrichtet habe und für die ich heute als Fachbereichsleiterin die Verantwortung trage. Und deswegen war „berufsbezogene Deutschförderung“ schon vor FRESKO für mich kein Fremdwort. Bei dem Frankfurter Träger hatte ich ein sehr interessantes Projekt: Das waren griechische Jugendliche, die hier sechs Monate lang Deutsch gelernt haben, die hatten vorher schon das A1-Niveau erreicht, manche sogar A2. Die haben wir auf das B1-Niveau gebracht, weil sie das Sprachniveau für die Ausbildung gebraucht haben. Damals hat es, wie man sich vielleicht noch erinnert, in Griechenland gekriselt und die Jugendlichen waren eben für den Einstieg in Ausbildungen in Deutschland vorgesehen. Das Projekt war für mich sehr interessant, das war für mich eine wertvolle Erfahrung: mit so unterschiedlichen Charakteren zu arbeiten. Ich habe die jungen Leute auch betreut, sozusagen, wir haben am Wochenende Ausflüge gemacht, Und deswegen kenne ich alle Sehenswürdigkeiten in Frankfurt richtig gut, dank dieses Projektes. (lacht) Wir waren dann ganz groß auch in den Zeitungen, denn das war eine Kooperation mit der IHK Frankfurt.

Irgendwann war mir die Fahrerei aber zu viel, das waren immerhin drei Stunden pro Tag im Zug. Ich habe dann in Mainz an der Volkshochschule (vhs) angefangen zu arbeiten. Allerdings waren das Integrationskurse und Alphabetisierungskurse, ich hatte nämlich zwischenzeitlich schon die Alpha-Qualifizierung gemacht und hatte die Berechtigung, in diesen Kursen die Lehrtätigkeit auszuüben. Parallel habe ich bei der vhs in Wiesbaden Orientierungskurse und auch Alpha-Kurse unterrichtet. Das war auch sehr schön, ich habe viele tolle Kolleginnen und Kollegen kennen gelernt. Den Berufsbezug hatte ich dann allerdings erst wieder, als ich bei FRESKO e.V. angefangen habe.

Bei FRESKO habe ich mich beworben, nachdem ich in einem Workshop Ruth Weber-Jung, die Geschäftsführerin, kennen gelernt hatte. Ich wurde dann für die Berufsbezogene Sprachförderung angefragt – zuerst als Vertretung, dann hat eine festangestellte Kollegin in ein anderes Projekt gewechselt und ich bin in Teilzeit bei FRESKO e.V. eingestiegen. Innerhalb von zwei, drei Monaten war ich dann aber schon in Vollzeit tätig und seitdem bin ich hier. Wie das eben so ist. (lacht)

Redaktion: Und wie geht es für euch weiter? Welche Vorstellungen habt ihr für euren weiteren Berufsweg?

Marina Bobak: Ich möchte gern auch an anderen Projekten teilnehmen, sie mitentwickeln, mitgestalten, mitleiten, die nicht so stark auf das Thema Sprache fixiert sind. Ich sehe in anderen laufenden Projekten bei FRESKO, dass vieles außerhalb der Deutschförderung stattfindet, und das interessiert mich sehr. Bei dem Projekt „Sprache, Praktikum und Grundbildung für Geflüchtete“ geht es bspw. darum, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen – zusätzlich natürlich zum Deutschlernen, für das unter anderem ich verantwortlich bin. Das finde ich spannend, weil es nicht nur um den Unterricht geht, sondern um die Anwendung in der Praxis. Da sitzt man am Ende des Sprachkurses nicht mit dem Zertifikat zuhause, sondern hat mehr Erfahrungen gesammelt und ist rausgegangen und hat etwas gesehen und ausprobiert.

Sabrina Schitthof: Mich interessiert weiterhin die Alphabetisierungsförderung. Und auch, wie Marina, noch mal ganz andere Projekte mitzugestalten außerhalb der Berufssprachkurse, in denen ich hauptsächlich eingesetzt bin.

Redaktion: Maia, im Moment unterrichtest du eher noch sporadisch in den Berufssprachkursen, zu Kursstarts und wenn mal eine Vertretung notwendig wird. Ist das Unterrichten für dich ein Teil deines Berufslebens, den du so ein bisschen ad acta gelegt hast? Und ist es für dich ein logischer nächster Schritt, als Fachbereichsleiterin vom direkten Kontakt mit den Teilnehmerinnen im Unterricht mehr in die Planung, in die Entwicklung, in die Koordination und Abrechnung – die ist ja auch immer wichtig – gegangen zu sein? Bzw. bist du als Fachbereichsleiterin umgekehrt ja für vieles verantwortlich, mit dem man sich als Lehrkraft nicht beschäftigen muss. Oder sehnst du dich manchmal ein wenig zurück zur „guten alten Zeit“? Quasi: Da war ich Lehrkraft und habe sehr viel mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Kontakt gehabt, auf dieser unmittelbaren Ebene.

Maia Oschmann: Eines kann ich sagen: Ich habe immer noch sehr viel Kontakt mit den Teilnehmenden und versuche auch, viel zu unterrichten. Am ersten Tag, beim Kursstart, bin ich immer dabei, das ist mir schon wichtig. Was mich wirklich sehr freut, ist, dass ich alle gut kenne. Egal wer an meine Tür kommt, ich kann die Person immer einem Kurs zuordnen und kenne sie einfach persönlich. Und das möchte ich weiterhin beibehalten, trotz anderer Aufgaben. Doch ja, man sehnt sich schon zurück, es war einfacher als Lehrkraft. Aber natürlich ist auch die Tätigkeit als Lehrkraft sehr anspruchsvoll, man muss den Unterricht gut vorbereiten, die Gruppen sind ganz unterschiedlich: A1, B1, Alpha, B2. Da gibt es sehr große Unterschiede. Das Gute an meiner Arbeit jetzt ist, dass ich in Absprache mit einer Lehrkraft deren Unterricht übernehmen kann. Vielleicht hat die Kollegin bzw. der Kollege Überstunden und muss die abbauen oder ich vertrete jemandem im Urlaub. Ich kann also planen, dass ich auch hin und wieder unterrichte und dass ich auch in den verschiedenen Sprachniveau-Stufen unterrichte. Wir haben hier bei FRESKO e.V. ja Berufsbezogene Sprachkurse mit den Zielsprachniveaus A2, B1 und B2. Und dann merke ich: Ah, das ist auch schön, wenn ich unterrichte.

Aber, ja, zur Weiterentwicklung gehört für mich schon auch, den nächsten Schritt zu gehen. Und daher war es für mich eine logische Überlegung, als mir die Fachbereichsleitung angeboten wurde, das anzunehmen. Klar hatte ich auch Respekt und ein wenig Bedenken. Wird das funktionieren? Aber ich dachte: Es ist jetzt so weit, ich kann jetzt etwas wagen. Und wenn es nicht funktioniert – ich habe all diese Prüferlizenzen und Qualifikationen, ich kann auch einfach wieder nur unterrichten.

Weil das Unterrichten eben eine anspruchsvolle, lohnenswerte Tätigkeit ist, aus der man viel Befriedigung ziehen kann. Zu einem guten Unterricht gehören viele Faktoren und auch für eine Lehrkraft läuft nicht immer alles rund. Ich denke, man muss reflektieren können, und ich merke, wenn ich in mich hineinhöre, am besten, wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie ich es mir gedacht habe. Zumindest geht es mir so.

Ich denke mir dann: Ach, diese Übung hätte ich besser so gemacht oder so. So wäre es vielleicht besser gewesen. Aber dann weiß ich das fürs nächste Mal und beim nächsten Mal setze ich das um. Und ich sehe dann: Das hat funktioniert. Aber wir sind eben nicht perfekt, wir sind Menschen. Auch Lehrer haben Emotionen, auch Lehrer haben mal einen schlechten Tag. Trotzdem versuchen wir immer, uns in Bestform zu präsentieren. Aber manchmal ist das nicht möglich und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dann auch Verständnis. Für mich ist es wichtig, dass ich direkt kommuniziere, zum Beispiel: Heute geht es mir nicht gut und deswegen habe ich Aufgaben gewählt, bei denen Sie etwas mehr Stillarbeit machen. Und dann sind sie auch ganz auf meiner Seite. Und das sage ich auch immer wieder den Lehrkräften in meinem Fachbereich: Diese direkte Kommunikation mit den Teilnehmenden und das Feedback, das war mir immer sehr wichtig. Und das habe ich mir mindestens einmal die Woche am Freitag, am Ende einer Unterrichtswoche, bei den Teilnehmenden abgeholt. Weil ich denke, nur so kann eine Lehrkraft wachsen oder sich verbessern.

 

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