FRESKO e.V.

Verein für Bildungs- und Kulturarbeit

Zwei neue Projekte für Geflüchtete gestartet: „SAF“ und „SPrunGG“ bei FRESKO e.V.

Sprache und Arbeit: FRESKO e.V. macht Geflüchtete fit in Deutsch

Nicht jeder Mensch mit Migrationshintergrund, der in Deutschland lebt, hat Zugang zu den Integrationskuren des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und damit zu kostenlosem, gefördertem Sprachunterricht vom ersten Kontakt mit der deutschen Sprache bis zum mittleren Sprachniveau B1. Klar ist aber, dass das Deutschlernen mit der Alphabetisierung, also mit dem Erlernen der deutschen Schriftsprache, nicht aufhört. Und dass diejenigen, die keinen Integrationskurs besuchen können, auch selbst gern weiter lernen möchten – bis sie sich selbständig mit Muttersprachlern und anderen Zweitsprechern auf Deutsch in Wort und Schrift verständigen können.

Um den Deutschförderbedarf derjenigen Migrantinnen und Migranten in Wiesbaden zu decken, die nicht in einem Integrationskurs Deutsch lesen und schreiben lernen und dann weitergehen bis zum B1 und die auch absehbar keinen Kurs besuchen können, hatte die Landeshauptstadt FRESKO e.V. bereits im Jahr 2018 damit beauftragt, das Projekt „Sprache und Arbeit für Flüchtlinge“, kurz: SAF, zu konzipieren und durchzuführen, gefördert aus Mitteln des Ausbildung- und Qualifizierungsbudgets des Landes Hessen.

Im Januar 2020 hat nun eine neue Gruppe in SAF mit dem Unterricht auf dem Niveau A1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) bei FRESKO e.V. begonnen. Die Lernenden, die aus asiatischen und afrikanischen Ländern sowie aus der Karibik kommen, haben sich in der zweiwöchigen Intensivphase zu Kursbeginn schon gut kennengelernt, die Arbeitsatmosphäre ist freundlich und respektvoll. Auch Nachrückende werden herzlich aufgenommen und in der Anfangsphase von ‚alten Hasen‘ aus der Gruppe mit allem vertraut gemacht.

Alle Lernenden besuchen an drei Tagen den Sprachunterricht und nehmen an den anderen beiden Tagen eine Arbeitsgelegenheit (AGH) in Betrieben der Landeshauptstadt Wiesbaden wahr bzw. durchlaufen bei den BauHaus Werkstätten, Wiesbaden, eine Flüchtlingsintegrationsmaßnahme (FIM). So arbeiten sie z. B. in den Bereichen Küche, Haustechnik, Grünpflege oder in der Fahrradwerkstatt. Dieser Wechsel von Theorie- und Praxisphasen ist sehr effektiv und garantiert eine enge Verzahnung zwischen Sprachunterricht und Berufspraxis.

Aus SAF hervorgegangen ist das neue FRESKO e.V.-Projekt „Sprache, Praktikum und Grundbildung für Geflüchtete“, kurz: SPrunGG.

SPrunGG wurde konzipiert von Programmentwicklerin Dr. Karin Wullenweber. SPrunGG steht sowohl Teilnehmenden aus SAF als auch anderen Personengruppen offen, die ungefähr das Niveau A1 (GER) erreicht haben und noch in der Zuständigkeit des Sozialdiensts Asyl der Landeshauptstadt Wiesbaden sind. Im Unterschied zu SAF durchlaufen die Teilnehmenden aber dieses Kurses keine Arbeitsgelegenheit, sondern sie sammeln im Rahmen eines vierwöchigen Praktikums berufliche Erfahrungen direkt auf dem Wiesbadener Arbeitsmarkt. Auch diese Gruppe, die ebenfalls im Januar gemeinsam begonnen hat, zeigt eine große Lernbereitschaft und arbeitet mit hohem Arbeitseifer an ihrem Ziel, das Niveau A2 (GER) zu erreichen und parallel dazu Berufspraxis zu erwerben.

„Die Menschen, die in den beiden Projekten SAF und SPrunGG zusammen lernen und arbeiten, haben eigentlich grundverschiedene Voraussetzungen. Manche unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben bei Kursbeginn Bedenken geäußert, ob sie den Sprachkurs zusammen mit der AGH/FIM bzw. mit dem Praktikum schaffen können“, sagt Projektleiterin Dorothee Hansen-Stoffels. „Sie hatten zuvor oft noch keinen geregelten Kursbetrieb oder täglichen Deutschunterricht erlebt und bringen zum Teil aus ihren Herkunftsländern auch nur geringe Schulbesuchszeiten mit, viele haben keinen formalen Berufsabschluss. Die Schwellenängste abzubauen und für alle eine gute Lernatmosphäre, einen dem Lernen förderlichen  Zusammenhalt in der Lerngruppe zu schaffen, das ist unser Anspruch.

Wir wollen erreichen, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer uns so verlassen, dass sie – individuell auf ihrem Niveau, unbedingt aber angemessen und ausreichend – kommunizieren können. Und wir wollen unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer natürlich auch aktivieren, das gehört ja ganz klar zu unserem Auftrag in beiden Projekten.“ Deshalb gibt es die Erfahrung und Erprobung in der Praxis in beiden Programmen: Was bedeutet überhaupt Beruf, was bedeutet Ausbildung? Was meinen die Deutschen, wenn sie davon sprechen oder mich fragen, welchen Beruf ich in meinem Heimatland gelernt und ausgeübt habe? Welche Arbeit kann ich mit meinen Fähigkeiten hier in Deutschland aufnehmen?

„Die berufsbezogenen Themen im Kurs sind das Pfund, mit dem wir wuchern können“, so Hansen-Stoffels

„Der Berufsbezug kommt besonders gut bei unseren Teilnehmenden an, davon profitieren sie ganz klar. Die Teilnehmenden lernen Sprachbausteine und Strategien, die sie direkt am nächsten Tag in ihrer Arbeitsgelegenheit bzw. in ihrem Praktikum anwenden können: Wie verstehe ich eine Arbeitsanweisung? Wie lese ich einen Schichtplan? Wie melde ich mich formal richtig krank? Wie stelle ich mich meinen Kolleginnen und Kollegen vor, wie komme ich mit ihnen ins Gespräch? Das sind natürlich die Themen, die unsere Teilnehmenden motivieren weiterzulernen.“

Kursende von SAF wird am 30. Juni 2020 sein. Der gegenwärtige SPrunGG-Kurs-Durchlauf wird bis zum 3. Juli 2020 laufen, anschließend wird es noch eine zweite Runde geben.

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