FRESKO e.V.

Verein für Bildungs- und Kulturarbeit

Weiterbildung „Deutsch-Medizin“ für DaZ-Lehrende – ein Erfahrungsbericht

von Dott. Silvia Miglio

Immer mehr internationale Ärztinnen und Ärzte werden an deutschen Krankenhäusern gebraucht. Sie benötigen für die Berufszulassung neben Deutschkenntnissen auf einem hohen Niveau auch Fachsprachenkenntnisse, daher liegt hier ein besonderes Betätigungsfeld für Deutsch-als-Zweitsprache-Lehrkräfte – und ein Fortbildungsbedarf, der von der IQ Servicestelle Berufsbezogenes Deutsch bei FRESKO e.V. gerne aufgegriffen wurde.

Vom 5. bis 9. August 2019 nahm ich an der Weiterbildung „Deutsch-Medizin“ teil, die Dr. Neda Sheytanova von der Arbeitsstelle Deutsch im Netzwerk Saarland des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ äußerst abwechslungsreich, informativ und praxisnah gestaltete.

Im ersten Modul erhielten wir eine ausführliche Einführung in das Berufsfeld und seine sprachlich-kommunikativen und interkulturellen Anforderungen sowie detaillierte Informationen über die Wege zur Anerkennung und Berufszulassung in Deutschland. Darüber hinaus wurde das Konzept des BAMF für den Spezialberufssprachkurs „Akademische Heilberufe“ erläutert und reflektiert. Dieser theoretische Einstieg am ersten Tag verschaffte uns Lehrkräften einen umfassenden Überblick über die Bedarfe der Zielgruppe zugewanderter Ärztinnen und Ärzte.

Deutschkompetenzen und Berufskompetenzen bilden eine Einheit

Das zweite Modul ging sofort in medias res und vermittelte Hilfestellungen für die Förderung der sprachlich-kommunikativen Kompetenzen in konkreten beruflichen Situationen. Wir bekamen konkrete Tipps für die Sprachbedarfsanalyse, beschäftigten uns mit den sogenannten Kann-Beschreibungen des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) und konnten anschließend das Gelernte anhand eines Anamnesegesprächs in die Praxis umsetzen. Der rege Austausch mit den erfahrenen Kolleginnen und Kollegen über die unterschiedlichen Sprachhandlungen lockerte den Tag auf. Hier zeigte sich auch, dass die sprachlich-kommunikativen Kompetenzen Teil der beruflichen Kompetenzen sind und zusammen im Unterricht trainiert werden sollen.

Dies war der richtige Einstieg in das IFSL, also in das Integrierte Fach- und Sprachlernen – gemeint ist damit die Notwendigkeit einer engen Verzahnung von Sprachunterricht mit fachlichen, hier: medizinischen Inhalten und die Wichtigkeit eines authentischen Trainings vom ersten Unterrichtstag an.

Arzt und Krankenschwester zeigen authentische Kommunikationssituationen

Höhepunkt des Moduls war die Durchführung eines Szenarios durch zwei extra angereiste Gäste: einen Arzt im Anerkennungsverfahren und eine Krankenschwester. Sie spielten eine typische, realitätsnahe Situation im Krankenhaus durch, die aus verschiedenen Handlungsschritten bestand: Anamnesegespräch, Patientenuntersuchung, Ausfüllen des Untersuchungs- und Anamnesebogens, Kommunikation Ärtztin/Arzt-Pflegekraft. Wir hatten die Möglichkeit, die Reihenfolge der Sprachhandlungen zu erkennen, die im Unterricht trainiert werden müssen. In der anschließenden Fragerunde wurden dem Arzt viele Fragen gestellt. So erfuhren wir aus erster Hand, welche Schwierigkeiten ausländische Ärzte meistern müssen, um in Deutschland tätig zu sein. Andere, nicht weniger interessante Inhalte rundeten das zweite Modul ab.

Ich fand es sehr wichtig, dass die Trainerin die Problematik der Vermittlung von Textkompetenz angesprochen und behandelt hat. Fachtexte stellen nämlich Lernende sowohl auf der Wort- als auch auf der Satzebene vor viele Schwierigkeiten. In Gruppenarbeit haben wir viele Methoden zur didaktischen Reduktion erprobt, die im Unterricht angewendet werden können. Auch die Sichtung und Analyse der Lehrwerke und Materialien sowie Internetangebote für Medizinerkurse waren sehr ausführlich und hilfreich. Insbesondere fand ich die Tipps der Referentin und ihre Erfahrungen sehr nützlich, denn jetzt kann ich die Materialien gezielter einsetzen.

Einblicke in die Fachsprachenprüfung für Ärztinnen und Ärzte

Das letzte Modul widmete sich der Prüfungsvorbereitung. Für Lehrende ist die Vorbereitung auf die Prüfung oft schwierig zu bewältigen, da die unterschiedlichen Prüfungsformate eine besondere Herausforderung darstellen. Die Referentin nahm sich Zeit, uns die Unterschiede zu erklären und viele Übungs- und Trainingsmethoden zu zeigen. Wir haben uns lange und intensiv mit den verschiedenen Bewertungsmethoden befasst und anhand von Videos Leistungen bewertet. Dadurch bekamen wir einen umfassenden Überblick über das Niveau, das erreicht werden muss, um die Prüfung zu bestehen. Nur wenn man das Ziel vor Auge hat, kann man den Unterricht effektiv planen und gestalten, denke ich.

Die Betreuung der gesamten Weiterbildung war ausgezeichnet. Die Referentin ist auf alle Fragen der Lehrenden ausführlich eingegangen. Ich habe mein Wissen erweitert und viel dazu gelernt.

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