FRESKO e.V.

Verein für Bildungs- und Kulturarbeit

Sprache und Arbeit für Flüchtlinge: FRESKO e.V. macht Asylbewerber*innen fit in Deutsch

Nicht jeder Mensch mit Migrationshintergrund, der in Deutschland lebt, hat Zugang zu den Integrationskuren des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und damit zu kostenlosem, gefördertem Sprachunterricht vom ersten Kontakt mit der deutschen Sprache bis zum mittleren Sprachniveau B1. Klar ist aber, dass das Deutschlernen mit der Alphabetisierung, also mit dem Erlernen der deutschen Schriftsprache, nicht aufhört. Und dass diejenigen, die keinen Integrationskurs besuchen können, auch selbst gern weiter lernen möchten – bis sie sich selbständig mit Muttersprachlern und anderen Zweitsprechern auf Deutsch in Wort und Schrift verständigen können.

Deutsch-Sprachförderung und Berufsbezug

Um den Deutschförderbedarf derjenigen Migrantinnen und Migranten in Wiesbaden zu decken, die nicht in einem Integrationskurs Deutsch lesen und schreiben lernen und dann weitergehen bis zum B1 und die auch absehbar keinen Kurs besuchen können, hatte die Landeshauptstadt FRESKO e.V. bereits im Jahr 2018 damit beauftragt, den Sprachkurs Sprache und Arbeit für Flüchtlinge zu konzipieren und durchzuführen, gefördert aus Mitteln des Ausbildung- und Qualifizierungsbudgets des Landes Hessen.

Der zweite Durchlauf des Programms bietet ab Februar 2019 eine Sprachförderung für Asylbewerberinnen und Asylbewerber ab 18 Jahren, die im Anschluss an den Erwerb der Schriftsprache einen weiterbestehenden, hohen Förderbedarf beim Deutschlernen haben.

Zusätzlich können auch Menschen gefördert werden, die die deutsche Schriftsprache noch nicht sicher erworben haben. Die Teilnehmenden werden FRESKO e.V. vom Sozialdienst Asyl zugeleitet.

Der Kurs hat neben dem Deutsch-Sprachunterricht berufsbezogene Elemente, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die alle parallel noch an einer Arbeitsgelegenheit für Flüchtlinge (FIM bzw. AGH) teilnehmen, einen ersten Einblick in das deutsche Arbeitsleben ermöglichen sollen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wählen sich kurz nach Kursbeginn in eine dieser Arbeitsgelegenheiten ein, zum Beispiel im Gastservice, in der Großküche, in der Park- und Spielplatzpflege oder im Hausmeisterservice.

Unterstützung erhalten die beiden FRESKO-Projektmitarbeiterinnen von MigraMundi e.V.: Mehrsprachige Sprachmittler können bei komplexeren Themen, z.B. bei der Entscheidungsfindung für eine passende FIM oder AGH, hinzugezogen werden und helfen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf der einen und den FRESKO-Projektverantwortlichen und -Lehrkräften auf der anderen Seite bei der Verständigung miteinander.

Verschiedene Lernvoraussetzungen – ein Ziel: Deutsch lernen für Alltag und Beruf

Die Menschen, die in Sprache und Arbeit für Flüchtlinge zusammen lernen und arbeiten, haben eigentlich grundverschiedene Voraussetzungen.

„Manche unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben bei Kursbeginn Bedenken geäußert, ob sie den Sprachkurs zusammen mit der FIM bzw. der AGH schaffen können“, so die Projektleiterin Dorothee Hansen-Stoffels. „Sie haben noch nie einen geregelten Kursbetrieb bzw. täglichen Deutschunterricht erlebt und bringen zum Teil aus ihren Herkunftsländern auch nur geringe Schulbesuchszeiten mit, viele haben keinen formalen Berufsabschluss. Andere wiederum haben sogar studiert, die Spanne geht also weit auseinander. Die Schwellenängste abzubauen und für alle eine gute Lernatmosphäre, eine dem Lernen förderliche Lerngruppe zu schaffen, das ist unser Anspruch.

Sprache und Arbeit für Flüchtlinge schließt nicht mit einer Zertifikatsprüfung ab. Sondern wir wollen erreichen, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer uns so verlassen, dass sie – individuell auf ihrem Niveau, angemessen und ausreichend – kommunizieren können.

Sprachkompetenz hilft, den Horizont zu erweitern

Wir wollen unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer natürlich auch aktivieren, das ist unser Auftrag. Deshalb gibt es die FIM und die AGH im Programm. Viele wissen erst mal nicht: Was bedeutet überhaupt Beruf, was bedeutet Ausbildung? Was meinen die Deutschen, wenn sie davon sprechen oder mich fragen, welchen Beruf ich in meinem Heimatland gelernt und ausgeübt habe? Welche Arbeit kann ich mit meinen Fähigkeiten hier in Deutschland aufnehmen?

Die berufsbezogenen Themen im Kurs sind das Pfund, mit dem wir wuchern können. Das kommt besonders gut bei unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern an, davon profitieren sie ganz klar. Zusätzlich zum Deutschlernen mit dem Lehrbuch und dem Erreichen einer größeren Sprachkompetenz, die sie mehr und mehr befähigt, mit anderen Menschen auf Deutsch in Kontakt zu treten – für jede und jeden einzelnen spürbar jeden Tag im Alltag.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen Sprachbausteine und Strategien, die sie direkt am nächsten Tag in ihrer Arbeitsgelegenheit anwenden können: Wie verstehe ich eine Arbeitsanweisung? Wie lese ich einen Schichtplan? Wie melde ich mich formal richtig krank? Wie stelle ich mich meinen Kolleginnen und Kollegen vor, wie komme ich mit ihnen ins Gespräch? Das sind natürlich die Themen, die unsere Teilnehmenden motivieren weiterzulernen.“

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